Saturday, November 28, 2009

Lichtjahrsnacht

"Das Wirbeltier schaut sich unvermittelt um und sieht im retrospektiven Bild der Lichtjahrsnacht den rätselhaften Schwanz der Sippe.

Erst jetzt hat der geheimnisvolle Weg sein Ziel erreicht, und das Ziel ist das Bewusstsein um den langen Weg zum Ziel.

Wir können nur in die Hände klatschen, Extremitäten, die wir dem Konto für den Erbschatz der Sippe gutschreiben können."

Jostein Gaarder: Maya. Das Manifest, Karo 6

Vor langer langer Zeit habe ich mit einer Freundin aus mythischer Vorzeit begonnen diese 52 Sprüche auswendig zu lernen. Leider bin ich nie über die Hälfte hinaus gekommen, und sie musste schon früher aufgeben. Doch schon mit der Hälfte an Sprüchen hat das Aufsagen beim Patiencelegen viel Spaß gemacht.

Ich vermisse oft die Vergangenheit, und frage mich fast genauso oft, ob ich das tun sollte. Denn die Vergangenheit, zumindest diese Vergangenheit, hatte (entgegen āryadevas Behauptung) ein wirkliches Ende. Es gibt einen Punkt, an dem sich genügend Beteiligte einer Vergangenheit genügend stark verändert haben damit diese Vergangenheit zu einem Ende kommt. Und doch bleibt sie weiter an mir haften und ich frage mich, wie es für die anderen Beteiligten ist.

अतिक्रांतस्य नास्त्यादिरंतो 'नागतस्य च।
केन ते दृ*श्यते योगो वियोगश्च चिरापि न।।

”Es gibt keinen Anfang der Vergangenheit und kein Ende der Zukunft,
warum schaust du auf das Beisammensein und nicht auf die Trennung, auch wenn sie lang ist?”

āryadeva: catuḥśataka, Kapitel 1, Vers 21 nach Karen Lane mit möglicher Rekonstruktion der zweiten Strophe durch Anne MacDonald

2 comments:

isis said...
This comment has been removed by the author.
isis said...

Ich möchte dir nur sagen, dass mir diesen Text sehr gut gefällt. Du bist ein guter Schrifsteller F.!

liebe Grüsse
K.